Tierleid auf Bestellung

Tiere aus Qualzuchten sind genetisch darauf ausgelegt, immer schneller und immer mehr zu produzieren – mit verheerenden Folgen für ihre Gesundheit. Mit unserer «RRRevolution!» fordern wir deshalb ein Verbot von Zuchtrassen, bei denen das Tierleid genetisch vorprogrammiert ist.

Der gesteigerte Ertrag, der aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung resultiert, lässt sich nicht nur auf eine stärker konzentrierte und spezialisierte Tierhaltung zurückführen. Der wichtigste Faktor dürfte die Betrachtung des Tieres als zu optimierende ökonomische Ressource sein. Dies zeigt sich am deutlichsten bei den sogenannten «Hybridzuchten», die in den letzten Jahrzehnten auch in der Schweizer Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung gewonnen haben.

Die Hybridtiere werden speziell für ihre schnelle Wachstumsrate und ihre hohe Fleisch- oder Milchproduktion gezüchtet – mit verheerenden Folgen für die Gesundheit der Tiere. Das Erbgut der Tiere wird dabei international von wenigen Firmen kontrolliert und findet in Form von Samen- und Eizellen oder Lebendimporten den Weg in die Schweiz. Dies ist auch für Bäuerinnen und Bauern ein grosses Problem, die zunehmend abhängiger vom Ausland werden.

Hühner

Bei Hühnern ermöglichte die Hybridzucht die Umstellung vom traditionellen Zweinutzungshuhn auf hochgezüchtete Hühnerrassen, die entweder der Mast oder der Eierproduktion dienen. Die männlichen Nachfahren letzterer Rassen werden – weil sie keine Eier legen – gar nicht erst aufgezogen, sondern direkt nach der Geburt vergast. Über 3 Millionen Tiere erleiden dieses Schicksal jährlich in der Schweiz.

Auch Masthühner dürfen nur etwa 5 Wochen leben, bevor sie geschlachtet werden. In ihrer letzten Lebenswoche sind sie so fett, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten können. Viele entwickeln Beinschäden oder Herz-Kreislauf-Probleme, weil das Herz den überdimensionierten Körper nicht mehr richtig durchblutet. 2–4 Prozent der Hühner sterben vorzeitig.

Legehennen wiederum werden in der Regel nach etwa 15 Prozent ihrer natürlichen Lebenserwartung «ausgestallt», d.h. getötet, weil ihre Legeleistung nicht mehr den betrieblichen Anforderungen entspricht. Sie haben dann mehr als 300 Eier gelegt – anstelle der ungefähr 15 Eier, die ein Huhn in der Natur in dieser Zeitspanne legen würde.

Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass bis zu 97 % der Legehennen Brustbeinfrakturen erleiden, weil sie durch den hohen Bedarf an Kalzium, welcher für die Bildung der Eierschale mobilisiert werden muss, nicht mehr genug Kalzium für ihre Knochen haben. Auch das ist ein trauriges Beispiel für den makaberen Optimierungswahn.

Schweine

Schweine bleiben ebenso wenig von einer Optimierung durch die Zucht verschont. Ihr Körper weist heute zwei zusätzliche Rippen auf und lässt sich zu mehr als der Hälfte für Fleischstücke verwerten. Durch den unnatürlich langen Körper haben sie oft massive gesundheitliche Probleme. Ihr Rücken kann regelrecht «durchbrechen».

Die im Verhältnis zur Entwicklung des Skelettsystems unverhältnismässig schnelle Gewichtszunahme führt in der Intensivmast zu einer erheblichen Einschränkung der Mobilität der Tiere. Viele Schweine haben Schwierigkeiten, sich frei zu bewegen und normales Verhalten auszuüben, was zu Stress und Frustration führt.

Ganz allgemein geht die «Hybridisierung» von Mastschweinen mit einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und Krankheiten einher. Die einseitige Fokussierung auf schnelles Wachstum und hohe Fleischausbeute führt zu einer Reduktion der genetischen Diversität – und dadurch zu einer Schwächung des Immunsystems.

Kühe

In ähnlicher Weise wurden Milchkühe seit den 1960er-Jahren derart hochgezüchtet, dass sie heute nicht mehr 4’000, sondern über 8’000 Liter Milch pro Jahr geben. Das führt zu Euterentzündungen und schmerzhaft prallen Eutern. Zweinutzungsrassen, die sowohl zur Milch- als auch zur Fleischproduktion taugen, stellen auch hier eine Minderheit dar.

Bei der Fleischproduktion werden Rinderrassen gekreuzt, um Tiere mit einer hohen Muskelmasse und schnellem Wachstum zu erzeugen. Dies führt zu Knochen- und Gelenkproblemen und einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten. Die Folge ist ein stark erhöhter Einsatz von Antibiotika und ein hoher Leidensdruck bei den Tieren.

Männliche Kälber in der Milchindustrie haben für die Branche keinen Wert, da die Aufzucht aufgrund der geringen «Fleischleistung» nicht wirtschaftlich ist. Sie werden deshalb so schnell wie möglich geschlachtet oder ins Ausland verkauft. Selbst die Branche selbst spricht bei diesen Tieren von einem Abfallprodukt der Milchindustrie.

Mit unserer «RRRevolution!» fordern wir den Bund dazu auf, die Tierwürde endlich ernst zu nehmen und diesen Qualzuchten einen Riegel zu schieben.

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