Tierwohl und Schweizer Agrarpolitik: Was denkt die Bevölkerung darüber?

Wenn die Schweizer Bevölkerung nach den Zielen der Agrarpolitik gefragt wird, wird eine Priorität immer wieder genannt: das Tierwohl. Doch was bedeutet das?

Eine aktuelle Umfrage von Agroscope zeigt, dass die Sensibilität der Schweizer Bevölkerung im Hinblick auf den Stellenwert des Tierwohls in der Agrarpolitik zugenommen hat. Bei der Frage nach den agrarpolitischen Prioritäten wurde das Tierwohl von über 1500 Teilnehmenden aus allen drei Sprachregionen am häufigsten genannt.

Die Forderung nach einer ethischen Behandlung von Tieren in der Landwirtschaft steigt

Die Anerkennung der Bedeutung des Tierschutzes in der Landwirtschaft spiegelt einen Wandel in den Einstellungen und Werten der Schweizer Gesellschaft wider und unterstreicht die wachsende Forderung nach einem ethischen Umgang mit nicht-menschlichen Tieren in der Landwirtschaft. Das Bewusstsein der Bevölkerung für den Tierschutz bietet eine wertvolle Gelegenheit, eine ethischere, verantwortungsvollere und die Würde der Tiere respektierende Politik zu fördern.

Die Notwendigkeit des Schutzes nicht-menschlicher Tiere ist unbestritten

Trotz dieses gestiegenen Bewusstseins kann das Tierwohl jedoch in Konflikt mit anderen Zielen der Agrarpolitik geraten, wie etwa der Steigerung landwirtschaftlicher Einkommen oder der Senkung der Verbraucherpreise. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Gewichtung dieser Ziele. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass selbst wenn der Tierschutz mit anderen Prioritäten kollidiert, die Notwendigkeit, nicht-menschliche Tiere zu schützen, unbestreitbar bleibt und etwa die Hälfte der Befragten ihm weiterhin eine hohe Bedeutung beimisst.

Priorisierung des Tierschutzes in der Landwirtschaft

Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Bedeutung des Tierschutzes in der Landwirtschaft zu konkretisieren. Wir alle spielen eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der Prioritäten in der Agrarpolitik. Als Konsumierende und Wähler:innen haben wir die Möglichkeit, politische Entscheidungen zu beeinflussen und unsere Meinung zum Tierwohl zu äussern. Dies geschieht unter anderem durch unsere Konsumentscheidungen und durch die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung. Da unsere Lebensmittelauswahl jedoch untrennbar mit der Politik und den Grossverteilern verbunden ist, erfordert die Förderung einer tierfreundlichen Landwirtschaft eine enge Zusammenarbeit zwischen Bürger:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und betroffenen Sektoren (Lebensmittelindustrie, Grossverteiler, etc.). Aus diesem Grund hat Sentience ab 2017 Ernährungsinitiativen in Städten wie Zürich, Bern, Luzern und Basel gestartet. In der Folge lancierten wir unsere ehrgeizige nationale Kampagne gegen Massentierhaltung. Bei der Abstimmung über die Initiative gegen Massentierhaltung gelang es Sentience, ein Bündnis zwischen Landwirtschafts- und Tierrechtsorganisationen zu schaffen. Dieses Bündnis ermöglicht uns noch heute, gemeinsam eine Landwirtschaft zu fördern, die nicht-menschliche Tiere besser respektiert, und eine politische Lobby für Tiere zu schaffen, um der Industrie die Stirn zu bieten. Die überwältigende Unterstützung von über einer Million Wähler:innen bei der Abstimmung hat gezeigt, dass die Ausrichtung von Sentience in der Schweizer Bevölkerung breite Unterstützung findet.

Wir bei Sentience setzen uns seit nunmehr zehn Jahren dafür ein, die Interessen nicht-menschlicher Tiere in den Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Diskurses in der Schweiz zu stellen. Schliessen Sie sich unserem Kampf an. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um eine Agrarpolitik zu gestalten, die nicht-menschlichen Tieren mehr Respekt entgegenbringt, und eine Gesellschaft zu schaffen, in der nicht-menschliche Tiere vor Leid geschützt werden.

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