Warum Politik nicht bei der menschlichen Spezies enden darf
Jedes Jahr stellt uns der Welttag für das Ende des Speziesismus eine einfache, aber grundlegende Frage: Warum richten sich unsere Gesetze, Institutionen und politischen Entscheidungen noch immer überwiegend nach den Interessen einer einzigen Spezies – der menschlichen? Dabei ist die Empfindungsfähigkeit von nicht-menschlichen Tieren längst wissenschaftlich belegt. Dennoch sind viele politische Systeme nach wie vor stark auf den Menschen ausgerichtet. Das Ergebnis ist eine Welt, in der Milliarden empfindungsfähiger Individuen leiden.
Von Empfindungsfähigkeit zur politischen Verantwortung
Ob ein Schwein, das spielt, oder ein Fisch, der einem anderen hilft – die Beweise für die Empfindungsfähigkeit von Tieren sind eindeutig. Doch dies führt nur selten zu politischem Schutz oder rechtlicher Anerkennung. Das Leid nicht-menschlicher Tiere bleibt in unseren gesellschaftlichen und politischen Strukturen unsichtbar. Dies ist nicht nur ein moralisches Versäumnis, sondern eine politische Leerstelle. Denn Empfindungsfähigkeit ist ein zentraler Faktor in unserem moralischen und rechtlichen Denken. Tiere davon auszuschliessen, ist nicht haltbar.
Historisch wurde dieser Ausschluss damit begründet, dass Tieren Eigenschaften wie Sprache oder abstraktes Denken fehlen. Aber diese Fähigkeiten sind keineswegs rein menschlich: Viele Tiere kommunizieren, lösen Probleme und bilden soziale Bindungen. Diese Eigenschaften sagen jedoch wenig über das tatsächliche Leid aus, das Tiere erfahren – etwa chronische Schmerzen und Verhaltensstörungen durch Platzmangel oder soziale Isolation.
Speziesismus bezeichnet die Annahme, dass allein die Zugehörigkeit zur menschlichen Spezies ausreicht, um einen höheren moralischen Status zu erlangen. Diese Haltung hat keine rationale Grundlage. Sie ist eine Form der Diskriminierung, die sich nicht auf die Vernunft stützt, sondern auf Gewohnheit und Bequemlichkeit.
Diese systematische Ausblendung betrifft Milliarden von empfindungsfähigen Individuen. In der Massentierhaltung werden Tiere zu «Produktionseinheiten» (den sogenannten Grossvieheinheiten) degradiert. In der Aquakultur werden sie in Tonnen gezählt – nicht als Individuen. Und das nicht, weil sie keinen moralischen Wert hätten, sondern weil ihre Interessen in den heutigen politischen Strukturen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Sentience macht die Empfindungsfähigkeit als politisch relevantes Fundament sichtbar und setzt sich dafür ein, dass politische Verantwortung nicht an der Artgrenze endet. Wir sind überzeugt: Eine gerechte Gesellschaft berücksichtigt die Interessen aller empfindungsfähigen Lebewesen.
Konkreter Schritt für Veränderung: Auslauf für alle Tiere in der Landwirtschaft
Die Schweiz verfügt bereits über eine starke rechtliche Grundlage für den Schutz von Tieren als Individuen: Die Würde des Tieres ist in der Bundesverfassung verankert. Sie gewährt Tieren einen Eigenwert, unabhängig vom «Nutzen» für den Menschen. Das Schweizer Tierschutzgesetz verbietet explizit, Tieren ungerechtfertigte Schmerzen, Angst oder erhebliche Beeinträchtigungen zuzufügen. Vor diesem Hintergrund ist unsere bevorstehende Volksinitiative für regelmässigen Auslauf ins Freie für alle Tiere in der Landwirtschaft naheliegend. Und sie ist ein essenzieller Schritt, um den verfassungsrechtlichen Schutz von Tieren auch konsequent in die Praxis umzusetzen.
In der Schweiz werden jährlich über 80 Millionen sogenannte Nutztiere unter Bedingungen gehalten, die ihren grundlegenden Bedürfnissen nicht gerecht werden – Sonnenlicht, frische Luft und Bewegungsfreiheit. Allein 78 Millionen davon sind Hühner. Deren Zahl hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt.
Es geht dabei nicht nur um Tierwohl. Es geht um Gerechtigkeit. Denn Tiere in der Landwirtschaft haben Interessen, die politisch relevant sind – und Politik sollte diese Realität anerkennen. Der Einsatz gegen Speziesismus ist kein abstraktes Ideal. Er besteht aus konkreten Handlungen: Initiativen, Kampagnen, Dialogen, Kooperationen und mehr. Sentience bringt tierethische Anliegen in den gesellschaftlichen und politischen Prozess.
Wirklicher Fortschritt für Tiere beginnt dort, wo wir sie nicht mehr nur als Ressourcen betrachten, sondern als politisch relevante Subjekte. Moralische und politische Sichtbarkeit sind entscheidend, um eine Gesellschaft zu fördern, die das Leben nicht-menschlicher Tiere wirklich berücksichtigt.
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2 Kommentare
Das tierleid in der Massentierhaltung entsetzt mich immer wieder und macht mich todtraurig … Tiere sind Lebewesen, die wertschätzend behandelt werden müssen … was Tiere durch den Mensch für unendliche qualen erleiden müssen muss sich zum tierwohl verändern … Tiere haben ein Recht auf ein artgerechtes Leben … Landwirtschaft ist so wichtig und das muss unterstützt werden damit es den Tieren dadurch besser geht … haben die Menschen kein Herz … in welcher Welt leben wir eigentlich … den Tieren muss es in Zukunft besser gehen und die lebendtiertransporte müssen endlich gestoppt werden … von der Hölle in die Hölle … mit freundlichen Grüßen Karin erker
Da sieht man welche schwarze Energie in unserem Lande herscht .
Auf die Behandlung mit unseren Freunden ( Tiere) , bezogen .
Das schmerzt in meinem Herz .