Event-Rückblick: «Lachskonsum und die negativen Auswirkungen auf das Tierwohl, die Ökosysteme, die Biodiversität und das Klima»
Am 16. November fand unsere zweite Veranstaltung im Rahmen unserer aktuellen Kampagne «Unsichtbare Tiere» statt. Dieses Mal haben wir uns gemeinsam mit fair-fish einem wichtigen Thema gewidmet: dem Lachskonsum und seinen negativen Auswirkungen auf Tiere und Umwelt. Die Gäste profitierten von einem vielseitigen Programm, das neben spannenden Vorträgen sogar eine Ausstellung, ein Theater und ein leckeres Apéro beinhaltete.
Fische als empfindungsfähige Wesen
Den Start machte Mitglied unseres Beirats und Philosophieprofessor Markus Wild mit einem Vortrag über die Empfindungsfähigkeit von Fischen. Er widmete sich der Frage, wie sich unser Bild von Fischen als empfindungsfähige und intelligente Wesen in den letzten Jahren verändert hat. Während Fische früher oft als «kalt, stumm und empfindungslos» wahrgenommen wurden, zeigt die moderne Forschung ein anderes Bild.
Schauen Sie sich jetzt den Vortrag von Markus Wild an:
Markus erzählte von einem faszinierenden Beispiel: der Kooperation zwischen Zackenbarschen und Muränen beim Jagen. Zackenbarsche nutzen gezielte Strategien und erinnern sich an zuverlässige Partner unter den Muränen, was auf ein gutes Gedächtnis und Problemlösungsfähigkeit hinweist. Diese Fähigkeiten stehen der Intelligenz von Hunden in nichts nach.
Können Fische aber Schmerzen empfinden? Studien zeigen, dass Fische Nozizeption besitzen – die Fähigkeit, schädliche Reize wahrzunehmen – und darauf mit komplexen Verhaltensweisen reagieren, die weit über blosse Reflexe hinausgehen. Fische können Schmerzverhalten zeigen, wie das Reiben schmerzender Stellen und sogar Schmerzmittel gezielt aufsuchen, selbst wenn dies mit Stress verbunden ist.
Was läuft schief in der Lachszucht?
In einem zweiten Vortrag beleuchtete Fisch-Biologe von fair-fish, Yannick Rohrer, die Zucht des Atlantischen Lachses und weshalb diese zunehmend in der Kritik steht.
Schauen Sie sich jetzt den Vortrag von Yannick Rohrer an:
Während wildlebende Lachse einen faszinierenden Lebenszyklus zwischen Süss- und Salzwasser durchlaufen, leben gezüchtete Lachse ein fremdbestimmtes und oft leidvolles Leben. In der Aquakultur werden Millionen Fische in engen Becken oder riesigen Netzgehegen gehalten, was häufig zu Stress, Aggressionen und Verletzungen führt. Krankheiten wie der Lachslausbefall sind ein grosses Problem. Die Bekämpfung dieser blutsaugenden Parasiten, z. B. durch chemische Mittel oder mechanische Verfahren, führt häufig zu weiteren Belastungen und Schäden. Zudem belasten Fäkalien und überschüssiges Futter die umliegenden Gewässer, was zu Überdüngung und negativen Auswirkungen auf wilde Lachsbestände führt.
Ein neuer Trend sind Salzwasser-Kreislaufanlagen an Land, die zwar den Parasitenbefall vermeiden und Abwasser filtern, aber durch ihre geringe Grösse und Fehleranfälligkeit ebenfalls problematisch sind. Um wirtschaftlich rentabel zu sein, muss man mindestens vier Fische auf der Fläche einer Badewanne halten, was die natürlichen Verhaltensweisen der Lachse stark einschränkt. Zudem sind diese Anlagen durch ihre technische Komplexität anfällig für Fehler, die im schlimmsten Fall zu Massensterben führen können.
Ob Netzgehege oder Kreislaufanlagen: Beide Zuchtsysteme können den natürlichen Bedürfnissen der Lachse nicht gerecht werden. Lachse sind Einzelgänger, die in freier Wildbahn enorme Strecken zurücklegen und sich auf ein komplexes Ökosystem einstellen – Eigenschaften, die sie für die Zucht ungeeignet machen.
Weil das Leid aller Tiere zählt
Die Vorträge und ein Ausschnitt aus dem Theaterstück «Salm Ethos» von der Theatergruppe Reactor zeigten, dass unser Bild von Fischen als empfindungs- und lernfähige Lebewesen ein Umdenken erfordert – auch in der Art, wie wir sie halten. Das klare Fazit lautet: Kein Lachskonsum mehr, auch nicht von wildem Lachs!
Um diesem Ziel näher zu kommen, hat Sentience im Frühjahr die Kampagne «Unsichtbare Tiere» lanciert. Diese zielt darauf ab, das Leiden der Tauben, Ratten, Bienen und Fischen in der Gesellschaft sichtbar zu machen und durch Petitionen auf politischer Ebene einen Schritt weiter zu gehen.
Haben Sie unsere Petition schon unterschrieben?