Vage Versprechen schützen keine Tiere – Transparenz schon

Nachdem Sentience letzte Woche die Migros unter die Lupe genommen hat, richtet die Organisation nun den Scheinwerfer auf Lidl, um zu bewerten, inwieweit die Praktiken des Unternehmens mit dem European Chicken Commitment (ECC) – einem wissenschaftlichen Rahmen, der darauf ausgelegt ist, das Leid von Masthühnern zu verringern – übereinstimmen.

Bis heute verspricht Lidl, dass das Frischgeflügel mindestens «mindestens Stufe C» des STS-Tierwohl Ratings entspricht, um Konsumierende zu beruhigen. Im Regal mag das beruhigend wirken; doch entscheidende Informationen fehlen. Wenn ein Unternehmen grundlegende Haltungsbedingungen wie die maximale Besatzdichte oder die Schlachtmethoden nicht veröffentlicht, fragen sich Konsumentinnen und Konsumenten unweigerlich: Was könnte hier verborgen werden?

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Konsument:innen sehen das Label auf der Verpackung, bleiben aber im Unklaren darüber, wie die Hühner tatsächlich leben und sterben. Ohne Zahlen zu Besatzdichte, Rassen, Haltungsbedingungen oder Schlachtung bleiben die Versprechen von Lidl Schweiz genau das: Versprechen.

Lidl Schweiz hinkt den europäischen Niederlassungen hinterher

Im Gegensatz dazu haben sowohl Lidl Frankreich (2020) als auch Lidl Deutschland (2024) das European Chicken Commitment (ECC) unterzeichnet, das höhere und klar definierte Tierschutzstandards für Hühner festlegt und Unternehmen für ihre Praktiken zur Rechenschaft zieht.

Die Verpflichtungen von Lidl im Ausland zeigen, dass höhere Standards und mehr Transparenz möglich sind, wenn der Druck gross genug ist. Warum sollten Konsument:innen in der Schweiz weniger Transparenz und einen schwächeren Tierschutz akzeptieren als ihre Nachbarländer? In einem Land, das stolz darauf ist, das strengste Tierschutzgesetz der Welt zu haben, wirkt ein Grossverteiler, der hinter seinen europäischen Niederlassungen zurückbleibt, fehl am Platz. Es ist an der Zeit, dass Lidl Schweiz sich seinen Nachbarn angleicht – mit Daten, Transparenz und echter Verantwortungsübernahme.

Darum brauchen wir Sie. Jede Stimme zählt: Mit einer E-Mail können Sie Lidl dazu bewegen, diesen entscheidenden Schritt zu gehen.

Lidl: punktuelle Fortschritte, Schweigen beim Wesentlichen

Lidl zeigt positive Signale in Bereichen wie der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und bestimmten Aspekten der Haltungsbedingungen. Dennoch bleiben zentrale Elemente des Wohlergehens der Hühner ungelöst: Die maximalen Besatzdichten werden nicht veröffentlicht, die Fortschritte bei Audits und Berichterstattung sind minimal und vor allem gibt es keinerlei Verpflichtung zu langsamer wachsenden Rassen – dem Faktor, der den grössten Teil des Leids verursacht.

Hinweise auf Tageslicht und «Wintergärten» deuten auf gewisse Verbesserungen hin, doch ohne Transparenz zu Lichtintensität, Beschäftigungsmaterial, Luftqualität oder Betäubungsmethoden bleibt das Gesamtbild unvollständig. Die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tierschutz (STS) ist vielversprechend, bleibt aber noch weit von einem ECC-ähnlichen Jahresbericht entfernt, der Kriterium für Kriterium offenlegt. Kurz gesagt: Es gibt punktuelle Fortschritte, aber ein Schweigen beim Wesentlichen.

Entdecken Sie den Bericht zu Lidls ECC-Konformität:

Warum Transparenz zentral ist

Transparenz und Verantwortlichkeit sind das Fundament des Vertrauens der Öffentlichkeit. Konsument:innen haben ein Recht darauf zu wissen, wie Tiere gehalten werden – und nicht nur zu lesen, dass «die Hühner gut behandelt werden». Wenn Lidl zum Thema Rassenauswahl und Haltungsbedingungen schweigt, schweigt das Unternehmen auch zum Leid der Hühner.

Der Weg ist klar, wir fordern Lidl auf:

  • auf schnell wachsende Rassen und vage Versprechen zu verzichten.
  • die STS-Richtlinien weiterhin anzuwenden und die Standards für Frischgeflügel zu verbessern.
  • sich zum European Chicken Commitment (ECC) zu verpflichten: das ECC zu unterzeichnen; die genaue Besatzdichte, die Beleuchtungsstandards, die Vorgaben für Sitzstangen/Beschäftigungsmaterial und die Kennzahlen zur Luftqualität sowie die prozentualen Anteile der verschiedenen Schlachtmethoden für frisches, tiefgekühltes und verarbeitetes Fleisch zu veröffentlichen.

Worte reichen nicht aus, wenn Transparenz ausbleibt. Fordern Sie Lidl auf, seinen Worten Taten folgen zu lassen.

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1 Kommentar

guest
Mercedes
Mercedes
vor 15 Tage

Dank Qualzucht bringen die Grossverteiler Pouletschenkel das Kilo für Fr. 5.75 geschlachtet, geputzt, verpack, transportiert, Profit abwerfend auf den Markt. Die Tiere vegetierten im Massenstall bis zum Tod gerade mal 30 Tage. So sieht das beste Tierschutzgesetz der Welt aus, es klammert Millionen Nutztiere aus und behandelt Legehennen wie Müll durch Verbrennung, augebrannt und augenutzt nach 300 plus gelegten Eiern in einem Jahr.

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