Tierleid ist nie nachhaltig!
In der Sendung «Einstein» des Schweizer Fernsehens dreht sich in der Folge vom 17. Februar alles um ein Thema: nachhaltige Ernährung. Mit Hilfe von Expert:innen werden dabei einzelne Speisen auf ihre Nachhaltigkeit getestet. Es werden Gewächshaus-Tomaten mit Nüsslisalat vom Feld verglichen oder exotische Früchte mit lokalen Birnen abgewogen – alles schön und gut.
Doch dann wendet sich die Sendung dem grossen Player zu: der Massentierhaltung. Der grosse Hunger auf Tierprodukte hat zu einer Populationsexplosion bei Tieren in der Landwirtschaft geführt. Weltweit gibt es rund eine Milliarde Kühe; die Wiederkäuer sind einer der wichtigsten Treiber der Klimakrise. Ein signifikanter Anteil dieser Tiere wird mit Soja gefüttert, was die Abholzung von Regenwäldern ankurbelt. Zusätzlich produzieren sie Methan – ein Gas, das deutlich schädlicher ist als CO2. Dem Rindfleisch entgegengestellt werden im Rahmen der Sendung Schweine- und Hühnerfleisch. Diese Tiere gehören nicht zu den Wiederkäuern und werden auf engstem Raum gehalten, was ihre Emissionen im Vergleich zu Rindfleisch verhältnismässig tief hält. Fairerweise sei an dieser Stelle gesagt: Die Berechnungen sind korrekt, die Zahlen stimmen. Doch das Leben und Sterben dieser Tiere wird dabei auf CO2-Äquivalente reduziert. Was in der simplifizierten und eindimensionalen Abhandlung jedoch auf der Strecke bleibt, ist das enorme Leid, das vor allem Hühner und Schweine in der Massentierhaltung erleiden müssen. Denn Tierleid produziert kein CO2.
Dass das Tierwohl komplett aus der Betrachtung ausgeschlossen wurde, zeigt auch das Quiz, mit dem man auf der Einstein-Website sein Wissen testen kann. Die Frage: «Welches Fleisch hat den kleinsten CO2-Fussabdruck?» wird dort mit «Poulet aus Intensivhaltung» beantwortet. Im Erklärtext dazu steht: «Wenn Fleisch auf den Teller soll, wäre fürs Klima Geflügel die beste Wahl. Bei Freilandhaltung verbraucht Geflügel 6 Kilogramm CO2-Äquivalente, in der Massentierhaltung 3.5 Kilogramm.» Als Erklärung für den Unterschied zwischen den Haltungsformen wird die fehlende Bewegung und die höhere Effizienz der Hühner in der Massentierhaltung genannt.
Der Einstein-Redaktion muss zu Gute halten werden, dass sie die Problematik beim Namen nennt: Schweizer Hühner leben in Massentierhaltung. Sie hat aber verpasst, diese Bedingungen genügend zu beleuchten.
Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Hühner in Schweizer Massentierhaltung bewegen sich aus zwei Gründen nicht: erstens fehlt ihnen der Platz und zweitens die Fähigkeit dazu. Die Masthallen, in denen über 12’000 Tiere gehalten werden, sind eng bemessen, auf einem Quadratmeter dürfen bis zu 15 Hühner gehalten werden. Doch selbst mit mehr Platz würde es den Tieren sehr schwer fallen, sich zu bewegen. Das liegt an der Zucht dieser Tiere, die auf möglichst schnelles Wachstum ausgelegt ist, was dazu führt, dass den Tieren mit jedem Lebenstag das Gehen und selbst das Stehen schwerer fällt. So ergeht es jährlich ungefähr 80 Millionen Hühnern in der Schweiz. Diese Zahl im Namen der Nachhaltigkeit noch steigern zu wollen, wäre fatal für das Tierwohl von Millionen von Tieren.
Was ist die Alternative? Im Quiz wurde eine Option ausgelassen: pflanzliche Erzeugnisse. Egal ob in purer Form als Hülsenfrüchte oder in komplexen Strukturen wie in Fleischersatzprodukten – diese Erzeugnisse schneiden bezüglich Klimabilanz und Tierwohl massiv besser ab. Die konsequente Integration solcher Produkte in unsere Ernährung ist der einzige Weg, eine klima- und tierfreundliche Ernährung und Landwirtschaft zu schaffen. Und nur das ist wirklich nachhaltig.