Massentierhaltung: Enttäuschung über Kurzsichtigkeit des Nationalrats

Bern, 15.12.2021. Zwei Tage lang wurde diskutiert, nun die Enttäuschung: Der Nationalrat empfiehlt die Initiative gegen Massentierhaltung mit 111 zu 60 Stimmen (bei 19 Enthaltungen) zur Ablehnung. Sentience – Trägerorganisation der Initiative – zeigt sich ernüchtert über den mangelnden politischen Willen der bürgerlichen Parteien, eine nachhaltige Verbesserung des Tierwohls aufzugleisen.

Aus Sicht von Sentience ist es ein Skandal, dass der Nationalrat mit diesem Entscheid das Leid von 80 Millionen Hühnern, Schweinen und Kühen ignoriert, die jedes Jahr für die menschliche Ernährung gemästet und getötet werden. Es ist an der Zeit, dass Tiere in der Landwirtschaft nicht mehr als zu optimierende ökonomische Ressource betrachtet werden und dass sich sich ihre Leidensfähigkeit in einem stark ausgebauten Tierschutzgesetz niederschlägt. Dass angesichts dieser Tatsache selbst die stark abgeschwächten Gegenvorschläge im Nationalrat keine Mehrheit fanden, ist deshalb ebenso bedauerlich.

Für uns ist klar: Die heutige Situation ist nicht tragbar. Bis zu 300 Mastkälber, 1’500 Mastschweine oder 18’000 Legehennen bzw. 27’000 Masthühner dürfen in einem Betrieb gehalten werden. Die Tiere sind enormen Belastungen ausgesetzt, es kommt zu Kannibalismus, Auseinandersetzungen zwischen den Tieren und frühzeitigem Ableben, weil Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt werden.

Silvano Lieger, Geschäftsleiter von Sentience, hat kein Verständnis für die Verweigerungshaltung des Parlaments. «Die Situation in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist prekär. In der Schweiz gibt es immer weniger Betriebe, die Anzahl Tiere pro Betrieb steigt jedoch kontinuierlich. Dieser Intensivierung muss ein Riegel geschoben werden. Die Annahme der Initiative bietet die Grundlage dafür, dass die Tierwürde in Zukunft auch in der Landwirtschaft gewahrt werden kann».

Sentience hofft, dass sich der Ständerat offener für die Anliegen der Initiative zeigt und der Stimmbevölkerung die Annahme nahelegt.

Kontaktperson

Silvano Lieger
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