Jahresbericht 2022

In der noch jungen Geschichte unseres Vereins war das vergangene Jahr ein riesiger Meilenstein: Mit der Primaten-Initiative und der Initiative gegen Massentierhaltung kamen gleich zwei Vorlagen von historischer Bedeutung an die Urne. Damit konnten wir unseren Verein als wichtigen Akteur in der Schweizer Tierrechtsbewegung etablieren.

Die 2017 von Sentience lancierte Primaten-Initiative forderte in der Basler Verfassung verankerte Rechte für nicht-menschliche Primaten: das Recht auf Leben sowie das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Zum ersten Mal weltweit durfte eine Bevölkerung demokratisch darüber abstimmen, ob nicht-menschlichen Tieren Grundrechte zugestanden werden sollen.

Dies war ein historischer Meilenstein und führte dazu, dass unsere Initiative im In- und Ausland von über 300 Medienartikeln begleitet wurde. Unabhängig vom Abstimmungsergebnis zeigte die Debatte, wie richtig und wichtig unsere Initiative für den öffentlichen Diskurs war. So entschieden sich sowohl die SP als auch die Grüne Partei, die JA-Parole für unsere Initiative zu fassen. Nicht zuletzt deshalb fand die Forderung nach Grundrechten für Primaten auch ihren Weg in das Legislaturprogramm der Grünen Partei. Vor einigen Jahren wäre dies noch unvorstellbar gewesen.

Die Abstimmung über die von Sentience initiierte Initiative gegen Massentierhaltung am 25. September 2022 stellte den mit Abstand bedeutendsten Meilenstein unserer Geschichte dar. Bereits im April 2014, als Sentience mit dem Positionspapier «Nachhaltige Ernährung 2020» erstmals öffentlich in Erscheinung trat, war die erfolgreiche Lancierung einer Initiative zur Abschaffung der Massentierhaltung ein zentraler Teil der Sentience-Vision – denn die industrielle Tierproduktion stellt einen einzigartigen Synergiepunkt für die Lösung unzähliger Probleme für Tier, Mensch und Umwelt dar. Mit umso mehr Elan starteten wir im Frühjahr 2022 in den Abstimmungskampf. Getragen von einer breiten Allianz aus Tierschutz-, Tierrechts-, Landwirtschafts- und Umweltorganisationen schafften wir es in der Folge, den öffentlichen Diskurs über Monate zu prägen. Unsere Initiative löste ein globales Medienecho aus und dominierte in der Schweiz während Wochen die Schlagzeilen.

Unsere Kampagne hat einen längst überfälligen Dialog angestossen und gezeigt, dass die Zustände in der Schweizer Landwirtschaft seit Jahren massiv verharmlost werden. Das Netzwerk und die Erfahrungswerte der Initiative bilden zudem eine gute Basis für kommende Kampagnen. Um die Kernanliegen der Initiative weiterzuverfolgen, werden wir 2023 die «Allianz gegen Massentierhaltung» ins Leben rufen. Sie soll die Koordination zwischen den Organisationen, die sich für unsere Initiative eingesetzt haben, langfristig sicherstellen und künftigen politischen Vorhaben ein möglichst breites Fundament ermöglichen.

Flankierend zur Initiative gegen Massentierhaltung haben wir im Jahr 2022 gleich zwei weitere Projekte lanciert: Im Rahmen der Kampagne «Tierwohl JETZT!» wurden Coop, Migros, Aldi und Lidl in über 40’000 E-Mails und Briefen dazu aufgefordert, endlich ihre Verantwortung für den dringend nötigen Wandel im Ernährungssystem wahrzunehmen. Unsere Kampagne «RRRevolution!», die seit Juni 2022 läuft, fordert die Ausweitung des aus der Forschung bekannten 3R-Prinzips – Refine, Reduce, Replace – auf Tiere in der Landwirtschaft. Wir erhoffen uns dadurch, ein Grundgerüst für unsere künftige Arbeit in den Bereichen Landwirtschaft und Konsum zu schaffen.

Dieses Jahr konnten wir nicht nur unsere bestehenden Projekte vorantreiben, sondern auch unsere Arbeit im Fundraising-Bereich professionalisieren. Nicht zuletzt deshalb gelang es uns, die Finanzierung für unser neuestes Projekt «Protein Lab» zu sichern. Es umfasst eine Reihe von eintägigen Workshops, die den Austausch und die Zusammenarbeit von Fachexpert:innen aus unterschiedlichen Sektoren der Lebensmittelbranche fördern. Wir sind zuversichtlich, dass dieses Projekt dazu beitragen wird, Lösungen für die vielfältigen Probleme im Bereich der Tierproduktion zu finden.

Mit viel Stolz schauen wir auf ein Jahr zurück, dessen historische Wirkung sich noch gar nicht abschätzen lässt. Was wir aber auf jeden Fall sagen können: Unsere Arbeit hat den tierethischen Diskurs in der Schweiz für immer verändert.

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