Gemeinsam die Proteinwende vorantreiben
Die Zeichen stehen auf Umbruch im Schweizer Ernährungssystem. Immer mehr Stimmen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fordern ein Ende des Status Quo – im Rahmen des Schweizer Ernährungssystemgipfels 2023 wurden bereits zahlreiche Adaptionen des heutigen Systems vorgeschlagen, u.a. auch bezüglich der Förderung nachhaltiger Proteine.
Klar ist: Wir können nicht weitermachen wie bisher. Der aktuelle Fleischkonsum belastet neben der Umwelt auch die menschliche Gesundheit, und die Massentierhaltung ist ethisch nicht tragbar. Die Lösung liegt auf der Hand – wir brauchen eine Proteinwende.
Trotz unseres Selbstbildes als Innovationsstandort tut sich die Schweiz mit den nötigen Weichenstellungen aktuell noch schwer. Es hapert nicht nur an regulatorischen Rahmenbedingungen. Auch die Wertschöpfungskette bei pflanzlichen Proteinen ist weniger professionell aufgestellt als in der Fleischbranche. Zudem behindern beispielsweise massive Unterschiede bei Subventionen die Wettbewerbsfähigkeit pflanzlicher Alternativen.
Es stellt sich die Frage: Wieso geschieht dieser Wandel nicht schneller? Welche Kräfte, Einstellungen und Dynamiken verhindern ihn?
Hier setzt das von Sentience initiierte «Protein Lab» an. Das partizipative Projekt, das in Zusammenarbeit mit collaboratio helvetica und der Berner Fachhochschule durchgeführt wird, bringt ab September 2023 zentrale Stakeholder rund um das Thema nachhaltige Proteine im Rahmen von drei jeweils ganztägigen Workshops zusammen. Das Protein Lab verfolgt einen systemischen Ansatz und orientiert sich dabei am Konzept der Social Innovation Laboratories, die alle relevanten Perspektiven von Produktion über Handel bis Politik oder Wissenschaft in einen kollaborativen Prozess integrieren.
Das erste der drei Module fand am vergangenen Dienstag statt. Und zahlreiche spannende Erkenntnisse liessen nicht lange auf sich warten!
Während sich die Teilnehmenden an diesem ersten Tag vor allem damit auseinandersetzen, eine gemeinsame systemische Analyse der Protein- bzw. Ernährungslandschaft zu erarbeiten und Dynamiken, Konflikte und Barrieren zu erkennen, werden die Module 2 und 3 dazu beitragen, wichtige Hebelpunkte zu identifizieren, die durch sektorübergreifende Zusammenarbeit angegangen werden können. Auf dieser Basis werden dann in einem geführten Prozess Lösungsansätze und konkrete nächste Schritte entwickelt. Am Ende stehen ein Aktionsplan und eine Roadmap.
Wir sind überzeugt, dass die Proteinwende nur gelingen kann, wenn wir Systemzusammenhänge wie diese verstehen, alle relevanten Akteure an einen Tisch bringen und gemeinsam nach Lösungen suchen, um diese komplexen Probleme zielgerichtet anzugehen.
Die Vision ist klar: Die Schweiz soll eine internationale Vorreiterrolle im Bereich nachhaltiger Proteine einnehmen – nicht zuletzt wegen der Implikationen, die ein solcher Wandel auf die Tiere in der Landwirtschaft hätte. Doch dafür braucht es Mut, Kreativität und die Bereitschaft, ausgetretene Pfade zu verlassen. Genau das will Sentience mit dem Protein Lab anstossen.