Ein historischer Meilenstein
Die Basler Primaten-Initiative ist ein historischer Meilenstein in der Entwicklung der Tierrechte. Zum ersten Mal hat ein politisches Gemeinwesen, der Kanton Basel-Stadt, öffentlich darüber diskutiert, ob nicht-menschlichen Tieren ein verfassungsmässiges Recht auf Leben sowie auf körperliche und psychische Unversehrtheit garantiert werden solle. Für die meisten Menschen war es das erste Mal, dass sie sich überhaupt mit einer solchen Frage auseinandergesetzt haben.
Dieser öffentlichen Diskussion ist eine juristische vorausgegangen, deren Ergebnis es ist, dass wir in der Schweiz nicht-menschlichen Tieren durchaus Grundrechte zusprechen können, wenn wir dies politisch nur wollen. Der Staat hätte insbesondere die Aufgabe gehabt, solche Rechte für jene Tiere zu schützen, die in staatlichen Institutionen, wie etwa Universitäten, gehalten worden wären.
Obwohl der Basler Zoo eine private Einrichtung ist, hat er sich an die Spitze der Gegner der Initiative gestellt, denn im Basler Zoo leben nicht-menschliche Primaten. Sie werden dort geboren und leider noch allzu häufig auch getötet. Die Basler Bevölkerung wollte im Jahr 2022 noch keine Grundrechte für Primaten – sie hat die Primaten-Initiative mit einer Mehrheit von knapp 75% deutlich abgelehnt. Ob wissentlich oder nicht: Die Bevölkerung hat dem Basler Zoo damit die Botschaft gesendet, dass dessen Entscheidungen, so problematisch sie aus tierethischer Sicht auch sein mögen, demokratisch legitimiert sind.
Nun kam es, wie es kommen musste: Ende Januar 2023 wurde im Basler Zoo ein Orang-Utan Baby getötet. Genau das wäre mit Annahme der Primaten-Initiative nicht ohne weiteres möglich gewesen, denn zum Kern des Anliegens gehörte der Schutz des Lebens von Affen. Auch eines kleinen Orang-Utan-Babys. Die Begründung des Zoos für die Tötung ist widersprüchlich: Zunächst wurde gesagt, das Baby wäre nicht überlebensfähig gewesen. Dann wurde kommuniziert, das Tier würde später sozial leiden, weil es nach einer Handaufzucht durch Menschen emotional zwischen Stuhl und Bank gefallen wäre. Die Vagheit dieser Begründung ist kaum zu überbieten. Ein diffuses und hypothetisches Leiden reicht als Grund, ein gesundes Tier einer stark bedrohten Art ohne jede Konsequenz zu töten.
Klar ist jedoch, dass seit Februar 2022 nicht mehr allein der Zoo die moralische Verantwortung für die Tötung dieses Tieres trägt. Die Bevölkerung hat das Vorgehen legitimiert. Der Aufschrei, der nach Bekanntwerden dieses Falles durch die Medien ging, lässt allerdings darauf hoffen, dass eine ähnliche Abstimmung in ein paar Jahren anders ausgehen könnte.
Was die Primaten-Initiative uns geschenkt hat, ist eine Vision. Wir können uns nun eine Welt vorstellen, in der Tötungen wie diese nicht mehr einfach so möglich sind. Darauf gilt es aufzubauen.