Aus den Augen, aus dem Sinn – wieso wir strengere Regeln für die Fischzucht brauchen
Aquakulturen stellen eine massive Bedrohung für das Wohlergehen von Fischen dar. Sie sind in Becken unter Bedingungen eingesperrt, die wir selbst in der Massentierhaltung nicht akzeptieren würden. Obschon ihre kognitiven Fähigkeiten denen anderer Wirbeltiere oft ebenbürtig oder sogar überlegen sind, geniessen sie nicht denselben Schutz. Wir müssen jetzt handeln, um Fische zu schützen und nachhaltige Aquakulturpraktiken zu fördern. Helfen Sie uns, etwas zu verändern.
Die Fischzucht hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2021 wurden in der Schweiz 3’850 Tonnen Fisch «produziert», 2’364 Tonnen davon stammten aus der Aquakultur. Das sind rund 5 Millionen Tiere pro Jahr. Dass in der Fischzucht in Tonnen und nicht in Anzahl Individuen gerechnet wird, verdeutlicht den rein wirtschaftlichen Fokus. Tatsächlich stehen hinter diesen Zahlen empfindungsfähige Wesen, die in der Fischzucht grossem Leid ausgesetzt werden.
Fische werden oft nur als Teil eines Schwarms wahrgenommen und nicht als Individuen mit Gefühlen, Absichten und Sorgen. Doch gibt es immer mehr Belege für die Empfindungsfähigkeit von Fischen. Die kognitiven Fähigkeiten von Fischen entsprechen oft denen anderer Wirbeltiere oder übertreffen diese sogar. Die Forschung attestiert Fischen nicht nur die Fähigkeit, Schmerzen zu empfinden, sondern weist ebenso auf die beeindruckende Bandbreite kognitiver Fähigkeiten der Tiere hin: Fische zeigen Formen von Altruismus und Freude, etwa beim Spielen.
Obwohl es immer mehr Beweise für die Empfindungsfähigkeit von Fischen gibt, wird ihrem Wohlergehen in der Aquakultur viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Der rechtliche Schutz von Fischen in Aquakulturen ist schwach und in einigen Fällen sogar völlig unzureichend. Doch Experten sind sich einig, dass die Tiere das gleiche Schutzniveau erhalten sollten wie andere Wirbeltiere.
Das Ziel unserer Petition
Mit der Kampagne «Unsichtbare Tiere» wollen wir das Wohlergehen von Fischen durch strengere gesetzliche Rahmenbedingungen sicherstellen. Vor diesem Hintergrund fordern wir eine Einschränkung der Fischzucht auf gewisse Arten sowie Praktiken in der Aquakultur, die den Bedürfnissen der Tiere Rechnung tragen.
Unsere Forderungen an die Politik
- Erweiterung des rechtlichen Schutzes von Fischen in der Aquakultur
- Haltungsbewilligung nur für Spezies, die sich – basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen – für die Zucht eignen
- Allgemeine Verbesserungen der Praktiken in der Fischzucht (z. B. Strukturierung der Becken mit Elementen, die dem natürlichen Verhalten der Fische dienen)
- Vorschrift zur Aufzeichnung der relevanten Haltungsdaten und zur staatlichen Kontrolle derselben (z. B. Sterberate, Besatzdichte und Wasserqualität)
- Moratorium zum Bau industrieller Lachszuchten
Die «unsichtbaren» Folgen der Aquakultur
Die Fischzucht, wie wir sie kennen, ist nicht nachhaltig und moralisch fragwürdig. Das Wohlergehen von Fischen wird im Schweizer Recht viel zu wenig berücksichtigt. Die sich rasch ausbreitende Zucht von Barsch und Zander beispielsweise bleibt völlig ungeregelt.
Auch werden die derzeitigen Rechtsvorschriften den Bedürfnissen der verschiedenen Fischarten nicht gerecht. Das Gesetz zielt in erster Linie darauf ab, Krankheiten und Sterblichkeit bei Fischen zu verhindern. Doch artgerechte Haltung und das Wohlergehen der Fische gehen weit über das Überleben hinaus. Forellen halten sich zum Beispiel in natürlichen Gewässern je nach Bedürfnis in unterschiedlichen Strömungen auf und erfreuen sich am abwechslungsreichen Kiesbett. Die Industrie nimmt mit ihren Beton-Fliesskanälen darauf keine Rücksicht.
Das Fehlen adäquater Vorschriften für eine artgerechte Haltung, insbesondere das Fehlen von Anforderungen an Zuchtsysteme, ist alarmierend. Viele Fischarten sind für die derzeitigen Praktiken schlecht geeignet: Das natürliche Verhalten der Lachse wird in den industriellen Betrieben zum Beispiel stark eingeschränkt. In der Natur schwimmen sie Hunderte von Kilometern, wenn sie vom Süsswasser ins Salzwasser wechseln. In Zuchtbetrieben wird dieser Wechsel künstlich festgelegt und verkürzt – was oft zum vorzeitigen Tod dieser Fische führt.
Für die Fischhaltung braucht es zwar eine Bewilligung, aber selbst völlige Laien können eine Anlage bauen und dann schauen, ob das System funktioniert. Das Wohlergehen der Fische steht nicht im Fokus. Auch wenn die Anlage in Betrieb ist, gibt es nur ungenügende amtliche Kontrollen. Wenn es um das Wohlergehen von Fischen geht, werfen die Bedingungen in der Aquakultur ernsthafte moralische Bedenken auf. Alles ist darauf ausgelegt, die Produktion zu maximieren, was grosses Fischleid verursacht.
Wir brauchen dringend eine Erweiterung des rechtlichen Schutzes von Fischen in der Aquakultur. Gerade beim Bau neuer Lachszuchten gilt es jetzt die Reissleine zu ziehen. Deshalb fordern wir von der Politik strengere Vorschriften für den Bau und Unterhalt neuer Anlagen.
Erheben Sie Ihre Stimme für die Fische
Indem wir uns für pflanzliche Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten entscheiden, können wir als Verbraucher dazu beitragen, das Leben von Millionen von Fischen jährlich zu verbessern. Auch die Förderung alternativer Formen der Aquakultur, bei denen die Zucht von Algen im Vordergrund steht, kann einen Beitrag leisten. Auf diese Weise unterstützen wir gemeinsam die Produktion nachhaltiger und nährstoffreicher Nahrungsmittel und minimieren gleichzeitig die Auswirkungen auf das Wohlergehen der Fische.
Um dies in die Praxis umzusetzen, brauchen wir auch die Unterstützung der Politik. Indem Sie unsere Petition unterzeichnen, können Sie ein Zeichen für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Fischen setzen. Eine einzelne Unterschrift mag sich wie nichts anfühlen, aber eine breit abgestützte Petition ist ein eindrucksvoller Beweis für Ihr Engagement für den Schutz von Fischen.
Werden Sie zu einer Stimme für die «unsichtbaren» Wirbeltiere in der Aquakultur.